Von Hatice Yilmaz-Bingöl | Titelbild: Hatice Yilmaz-Bingöl
Schon mal einen Ohrwurm gehabt, ohne sich an den Text zu erinnern? Sich vorgenommen ein Buch für einen oder zwei Monate zu lesen, aber innerhalb einer Nacht verschlungen? Hypnotisiert Tanzvideos auf ‚Instagram‘ oder ,TikTok‘ auf repeat angeschaut? Kunst begegnet uns in jeder Form, ständig, sie ist heimlicher Begleiter unseres Alltags. Und manchmal nehmen wir uns die Zeit, sie ganz bewusst zu genießen. Wenn wir beim Konzert ausgelassen tanzen und den Text mitsingen. Das Bühnenspiel auf uns wirken lassen oder uns fasziniert Poetry-Slams anhören.
Kunst als gesellschaftlicher Grundstein
Ein großer, besonderer Bereich der Kultur ist die Kunst. Aber wie wird Kunst vermittelt, wie wird sie Teil unserer Kultur? In erster Linie durch Bildung. Kunst ist nicht nur Selbstverwirklichung, sie kann auch immer etwas aussagen und auf potenzielle Betrachter*innen oder Empfänge*innen wirken. Verbundenheit ohne körperliche Anwesenheit. Deshalb wurde sie auch schnell Teil der Gemeinbildung. Nähkurse, Acrylmalerei und das Schreiben von Geschichten, Volkskurse für die gemeinschaftliche Entwicklung, und das schon seit der Antike. Sie hat ihren Weg in den universitären Bildungsbereich gefunden.
Und zwar am 30. Mai 1984, direkt in das Musische Zentrum, kurz MZ, der Ruhr-Uni. Dieser deutschlandweit einzigartige Ort, an dem die künstlerische Betätigung im Vordergrund steht, ist die Kunst-Oase der RUB. Seit diesem Tage eröffnet sie den Bochumer Studierenden und Angestellten die Möglichkeit, sich künstlerisch zu betätigen. Die Kurse laden zum Erfinden, Gestalten aber auch zum Austauschen ein.
„Und es soll ein Schutzraum sein, ein kreativer Raum, wo Menschen sich ausdrücken und auch Freundschaften schließen können“, sagt Denise Winter, seit 2020 Leiterin des Bereichs Bildende Kunst.
Soziale Begegnungen fördern
Schon seit der Gründung des MZ gibt es zahlreiche Kurse, um sich künstlerisch zu orientieren und Neues auszuprobieren. Mit der Zeit wurde das MZ immer bedeutender und es kam zur Frage, wie die von den Fakultäten unabhängigen Seminare und Kurse mehr in den Studierendenalltag eingebracht werden können,wie sie den sozialen Aspekt mit der Kulturbildung verbinden und den Studierenden die Möglichkeit geben sich sozial zu engagieren.
Mit der Zeit kam die Idee, den Kunst- und Sozialbereich zu verbinden. Und so entstand das Zertifikat „Kunst-Kultur-Ästhetik“, initiiert von der Fakultät der Sportwissenschaft, dem MZ und dem Optionalbereich. Es ist zum ersten Mal verfügbar ab dem WiSe 24/25.
Der Weg zum Zertifikat über das MZ
Das Zertifikat ist eine Zusatzqualifikation, die unabhängig vom Studiengang erworben werden kann. Es soll die Bereiche Kunst und Kunstvermittlung bzw. Kunstbildung verbinden. Gleichzeitig gibt es den Studierenden die Möglichkeit, sich selbst tiefergehend mit den Themen im Bereich der Kunst und Vermittlung zu beschäftigen und etwas Neues zu Entdecken. Es teilt sich in drei Module. Das Basismodul fördert das eigene Interesse und eröffnet einen Einstieg in die künstlerische Betätigung. Hier könnt ihr euch Seminare aus dem Angebot des MZ aussuchen und sehen, was euch Spaß macht und wo ihr vielleicht eure Erfahrungen vertiefen wollt.
Modul 2 ist die Einführung in die ästhetische und kulturelle Bildung, sie fördert Theorie und Praxis. Hier nehmt ihr an Kursen für künstlerische Techniken wie Fotografie oder Keramik oder an Übungen vor Originalen, Exkursionen in Museen oder Aufführungen teil. Und schließlich gibt es ein Zusammenkommen im Kurs zur Besprechung der bisherigen Erfahrungen und praktischen Übung im Rahmen eines Kolloquiums.
Im letzten Modul geht es um die Entwicklung eines eigenen künstlerischen oder kulturellen Projekts. Dies kann in einem von drei Bereichen erfolgen: Bildende Kunst, Kultur oder kulturelle oder ästhetische Bildung bzw. Kunstvermittlung.
Die ersten beiden Module haben jeweils fünf CP und das letzte zehn CP. Die Teilnahme an den Kursen und die Erfüllung der Bedingungen für das Zertifikat kann über das ganze Studium, also Bachelor- und Masterphase geschehen und muss nicht zwangsläufig hintereinander und schnell absolviert werden.
Das Zertifikat folgt also dem Prinzip Fuß fassen, entwickeln und schließlich selbst betätigen.
Zukunftsmöglichkeiten des Zertifikats
Was bietet das Zertifikat und warum solltet ihr es also wählen? „Es ist eine Zusatzqualifikation, die gesondert ausgewiesen wird“, sagt Frau Winter. Und sie gibt auch direkt ein Beispiel: „Wenn Ihr also zum Beispiel Kunstgeschichte studiert aber euch gleichzeitig für die Bildung und Vermittlung im Museum interessiert, dann ist das Zertifikat genau richtig, um sich mit ästhetischer Bildung zu beschäftigen und gleichzeitig Erfahrungen zu sammeln.“
Um Erfahrungen für eine Zukunft im künstlerischen Bildungsbereich zu sammeln ist das Zertifikat also sehr gut geeignet. Für weitere Informationen könnt ihr euch auf der Seite des MZ oder dem Optionalbereich umsehen. In der Modulsuche des Optionalbereichs gibt es den Reiter Zertifikate, dort ist auch das Zertifikat „Kunst-Kultur-Ästhetik“ zu finden.
Im WiSe 24/25 wird für das erste Modul z.B. der Kurs „Explorieren, Gestalten, Darstellen – Tanz / Exploring, Creating, Performing – Dance“ an der Fakultät für Sportwissenschaft – Kooperationspartner des MZ in Bezug auf das Zertifikat – angeboten. Daneben auch das Seminar am MZ: „Text & Performance: Schreiben am Puls der Zeit“. Aber auch bisher besuchte Kurse des MZ mit künstlerisch-praktischem Schwerpunkt können für das erste Modul angerechnet werden. Hierfür ist jedoch eine individuelle Absprache mit den Zertifikatsverantwortlichen notwendig. Für das zweite Modul ist die Blockveranstaltung „Einführung in die ästhetische und kulturelle Bildung – Theorie und Praxis“ zu besuchen.
Viel Spaß beim künstlerischen Austoben und der Möglichkeit zur Selbstentfaltung.