Interview von Henrik Grzelka | Titelbild: Der Deutschland-Achter (vorne) im Vorlauf bei den FISU-Games 2025 (Henrik Grzelka)
Volle Tribünen, fantastische Atmosphäre – Moritz Küpper (Doppelzweier) und Jannik Metzger (Achter) gingen bei den FISU World University Games 2025 auf der Regattabahn in Duisburg-Wedau für Deutschland an den Start. Für beide Ruderer ist die internationale Bühne keine Neuheit, dennoch werden ihnen die Wettkämpfe und Tage rund um die Sport-Großveranstaltung lange in Erinnerung bleiben. Ein Interview zwischen ihren Rennen gab Einblicke in ihre Erfahrungen bei den World University Games 2025, ihre olympischen Ambitionen und die Herausforderungen ihres Studiums:
Was studiert ihr an der Rub, in welchem Semester seid ihr und welchen Abschluss strebt ihr an?
Metzger: Geografie, offiziell im achten Semester. Ich schreibe jetzt gerade meine Bachelorarbeit und sollte dann zum Wintersemester in den Master wechseln. Es ergibt keinen Sinn, nicht mehr zu studieren, solange man den Sport ausübt.
Küpper: Management and Economics. Ich habe 13 Jahre Schule gehabt und studiere deswegen erst seit dem Wintersemester 2023. Im Winter ist es gut machbar, doch im Sommer sind wir aufgrund von Lehrgängen und Wettkämpfen oft zwei Wochen am Stück unterwegs. Dadurch bin ich etwas eingeschränkt, aber ansonsten lässt sich beides gut vereinbaren.
Wie koordiniert ihr euren Uni-Alltag und euren Sport? Gibt es etwas, das auf der Strecke bleibt?
Küpper: Vor allem Freunde und Familie bleiben dann auf der Strecke. Wenn ich morgens um 8 Uhr aus dem Haus gehe, erstmal beim Training bin, in die Uni fahre, dann nochmal trainiere und erst so um 20 Uhr wieder richtig zuhause bin, bleibt da wenig Zeit.
Aber das Gute ist dann im Sommer wiederum die vielen Freunde beim Rudern, wenn wir uns auf den Lehrgängen, Trainingslagern und Wettkämpfen, treffen. Da hat man schon seine sozialen Interaktionen. Mit den Freunden, die nicht beim Sport dabei sind, ist es aber dann schwierig.
Metzger: Also bei mir war es die ersten Jahre des Studiums deutlich anspruchsvoller alles zu kombinieren. Jetzt im zweiten Teil des Studiums hatte ich hauptsächlich Seminare mit Hausarbeiten, so dass ich meine Fehlzeiten dann mit den Professoren eigentlich immer ganz gut klären konnte.
Im Geografie-Studium waren die verpflichtenden Exkursionen anfangs eine Herausforderung. Diese fanden genau während der WM statt, weshalb mich das in meinem Studium um ein Jahr zurückgeworfen hat.
Man studiert langsamer und dieses klassische Uni-Leben, so wie ich es mir vorstelle, dass man viel am Campus ist und viele Freunde hat, das gibt es bei mir halt kaum.

Ihr seid viel unterwegs, um an Wettkämpfen teilzunehmen. Wie finanziert Ihr das?
Küpper: „Wir haben in NRW das Glück, dass es die Sportstiftung NRW gibt. Die hat einmal eine Talentförderung und einmal ein Stipendium. Und das ist alles zweckbezogen, das heißt, es muss auch alles für den Sport ausgegeben werden. Die greifen einem richtig gut unter die Arme.
Also damit schaffe ich es mein Rudern zu finanzieren. Ich muss natürlich aber auch haushalten, dass ich im Winter ein bisschen spare, damit es dann im Frühjahr für die Trainingslager und die Regatten alles passt. Da ich von morgens bis abends unterwegs bin, bleibt für zusätzliches Arbeiten keine Zeit.“
Metzger: „Und wir haben das Glück, dass die internationalen Wettkämpfe über Bundesgelder finanziert werden, die nationalen Wettkämpfe zahlt bei uns der Verein. Und ansonsten haben wir die Sporthilfe, außerdem gibt unser Hauptsponsor, die Wilo Group, leistungsabhängig individuell Unterstützung dazu..“
Was macht die World University Games 2025 für euch so besonders?
Küpper: „Für uns ist das der erste Schritt Richtung Olympia. Das ist dieses Jahr auch die größte Multisportveranstaltung der Welt. Und ich denke das ist das besondere und dass der Druck noch nicht so da ist, wie bei Olympia.“
Metzger: „Das drumherum. Dass andere Sportarten dabei sind, dass man mal zu den anderen herüber geht, dass von denen mal welche rüberkommen. Einfach mehr Wir-Gefühl, dass wir mehr von den anderen Sportarten mitnehmen.“

Was war bislang euer größter sportlicher Erfolg?
Küpper: „Also für mich persönlich war der Doppel-Zweier 2023 sehr wichtig. Weil ich vorher viel Einer gefahren bin und das nochmal meine Teamfähigkeit gezeigt hat, dass es auch in Mannschaftsbooten klappt.
Aber der Einer im letzten Jahr bei der großen WM in Kanada war ein besonderes Erlebnis. Nach dem fünften Platz im Vorjahr und dem Wissen, dass viele gute Nationen melden werden, dann mit einer Medaille rauszugehen, das war auch ganz besonders.“
Metzger: „Realistisch betrachtet war es wahrscheinlich mein größter sportlicher Erfolg, 2023 im Zweier Ohne bei der A-WM zu starten. Letztes Jahr waren wir dann Deutscher Meister im Zweier Ohne. Da fand gleichzeitig die Vorbereitung der Olympia-Mannschaft statt, bei der ich dann gefehlt habe.
Wie ist es mit anderen Studierenden unter der deutschen Fahne anzutreten?
Metzger: „Gerade hier in Duisburg sind Beachvolleyball und Wasserball. Man sieht sich, wenn man die anderen Sportarten anfeuert. Am Dienstag saßen wir bei den Wasserballerinnen auf der Tribüne und waren das erste Mal dabei. Wir haben eigentlich nichts von den Regeln verstanden und haben uns diese erklären lassen. Gemeinsam haben wir die Frauen dann angefeuert. Das ermöglicht einfach Kontakte, die man sonst nicht hat.“
Küpper: „Auch mal mit den anderen Sportarten in Kontakt zu treten ist was Besonderes. Zum Beispiel sind hier auch Beachvolleyball und Wasserball. Mit denen zu reden, wie das für die normalerweise ist und wie die anderen trainieren. Das ist dann schon ein interessanter Einblick, wie das bei anderen Sportarten läuft.“

Mit dem Blick nach vorn: Welche Ziele verfolgt ihr in den nächsten fünf Jahren?
Küpper: „Also in den nächsten zwei Jahren erstmal den Umschwung schaffen. Ich bin dann ab dem nächsten Jahr im A-Bereich bei den Erwachsenen. Da muss ich den Anschluss finden und mich auch gegen die Konkurrenz durchsetzen, was in den nächsten Jahren echt schwierig wird. Und dann die Olympische Spiele 2028.
In 5 Jahren möchte ich hoffentlich noch genau so viel Spaß am Sport haben. Im Rudern ist immer das große Ziel die Olympischen Spiele. Dann möchte ich aber auch meinen Master machen. Vielleicht auch an der Ruhr-Uni, also darüber habe ich mir jetzt noch nicht so viele Gedanken gemacht, aber es gibt ja einen guten Maste-Studiengang bei uns in der Wirtschaftswissenschaft.“
Metzger: „Ich war schon 2023 im A-Team, bin aber wieder herausgerutscht. Nun nehme ich zum zweiten Mal an den Studentenspielen teil, die eine wertvolle Wettkampferfahrung sind. Aber es ist in den nächsten zwei Jahren wichtig, wieder im A-Team in einem Mannschaftsboot fest drin zu sein und international zu fahren.
In fünf Jahren waren olympische Spiele, im Optimalfall war ich dabei und es sollte vermutlich der sportliche Part beendet sein. Dementsprechend werde ich auch das Studium fertig haben, um dann langsam in den normalen Beruf einzusteigen. Dann werde ich 30 sein, was für den Berufseinstieg ein gutes Alter ist.

