Der Studienkreis Film sorgt für Unterhaltung neben Vorlesungen und Prüfungsstress

Feature von Dilek Nur Ugur | Titelbild: geralt@pixabay

Normalerweise ist das HZO 20 an der Ruhr-Universität Bochum ein Hörsaal für Vorlesungen und Klausuren. Doch jeden Dienstag und Donnerstag verwandelt er sich in ein Kino für Filmfans und Studierende. Der studentische Verein „Studienkreis Film“ schafft gemütliches Kino-Feeling und lädt zum Filmeschauen und Unterhalten ein.

Wenn sich die meisten Studierenden auf den Heimweg machen und die Universität am späten Donnerstagabend langsam leer wird, fängt der Abend für die Mitglieder des Vereins und andere Filmfans erst richtig an. Der Studienkreis Film (SKF) ist einer der ältesten studentischen Filmklubs Deutschlands und bringt seit 1966 Woche für Woche ein ausgewähltes Programm auf die Kinoleinwand. Seit der ersten Vorstellung 1967 hat sich der Filmklub zu einem kommunalen Kino mit Kultstatus in der nordrhein-westfälischen Hochschullandschaft entwickelt.

Kino von Studis für Studis

Seit seinen Anfängen hat der Klub den Wunsch, Kino und Film zugänglicher für Studenten, aber auch für alle anderen, zu machen. In einem früheren Zeitungsartikel wird das Uni-Kino ambivalent beschrieben: „Mal sind wir dem zu links mit unserem Programm, manchmal sind wir dem zu rechts, was sehr lustig ist“, bemerkt Sahand Aghazadeh. Er ist Jurastudent an der Ruhr-Universität Bochum und als Dienstältester und inzwischen Co-Geschäftsführer im Verein tätig. Gemeinsam mit seiner Co-Geschäftsführerin, Nadja Kordes, BWL- und Medienwissenschaftstudentin, stemmen sie mit dem Team über 30 Filme pro Semester: von aktuellen Mainstream-Blockbustern und Klassikern bis hin zu Indie-Produktionen und Experimentalfilmen und auch Kurzfilme ehemaliger Mitglieder werden auf der Leinwand des HZO 20 gezeigt. „Wir versuchen, viele Arten von Filmen und Filmländern mit unserem Programm abzudecken und wollen so viel Vielfalt wie möglich zeigen“, erklärt sie.

Kinoprogramm Sommersemester 2025 | Foto: Dilek Nur Ugur

Großes Kino, kleiner Preis
Unterschiede zum klassischen Kino gibt es eher wenige: Während große Kinos ihr Programm Woche für Woche entwickeln, treffen sich beim Studienkreis Film alle Mitglieder, um abzustimmen, welche Filme das kommende Semester gezeigt werden. Dafür wird Wochen zuvor nach Filmvorschlägen gefragt. „Jede*r darf bis zu zehn Filme vorschlagen“, erzählt Sahand. „Die einzige Regel ist, dass kein Film, den wir in den letzten fünf Jahren schon mal gezeigt haben, wieder vorgeschlagen werden darf.“ Dieses Semester wird die Abstimmung sogar beim Grillen erfolgen – „mehr ein Get-Together als Sitzung.“

Auch technisch ist der SKF auf dem neuesten Stand. Ausgestattet mit einem 4K-Projektor (höchster Aufnahmestandard für Kinofilme), bietet der Verein das Kinoerlebnis in höchster Qualität. Lediglich die Sitze lassen noch Raum für Verbesserung: Mit einem vor Ort bereitgestellten Sitzkissen können die HZO 20-Sitze jedoch um einiges gemütlicher gemacht werden.

„Wir erlauben auch Trinken und Essen von außerhalb. Also ich finde das immer wieder geil, wenn Leute mit einem Döner vorbeikommen und einer Pizza, dann denk ich mir immer so: ‚Oh, ihr habt das richtig gemacht. Ihr habt euch richtig vorbereitet.‘“

Als kommunales Kino darf das SKF erst drei Monate nach dem offiziellen Start neuere Filme abspielen, im Gegenzug bleibt eine große Freiheit im Programm: „Wir sind komplett frei in dem, was wir zeigen wollen, egal ob alt oder neu,“ berichtet Nadja.

Dank des günstigen Eintrittspreises von 2,50 € trauen sich viele Studierende und Filminteressierte auch, weniger bekannte Filme anzusehen und neue Filme für sich zu entdecken.

Snack- und Getränkebar | Foto: Dilek Nur Ugur

Zwischen Gemeinschaft und Existenzsicherung

Doch der SKF ist mehr als nur ein Filmklub. „Ich finde es schön, dass es ein ‚weniger ernster‘ Ort ist, Filme wertzuschätzen,“ sagt Nadja. Neben Interesse am Film spielt auch der soziale Aspekt eine bedeutende Rolle: „Man lernt Leute kennen, die dann mit uns über den Film reden, da freut man sich.“

Für einige Mitglieder ist es auch ein Einstieg in die Kinowelt: „Es ist schon ein sehr cooles Gefühl, dass man diesen Projektorraum hat. Man geht da rein, schaltet diesen Projektor an und weiß: So arbeiten gerade auch wirkliche Kinos und bekommen ihre Filme mit dieser Festplatte, aber auf so einem Amateurlevel,“ beschreibt Sahand begeistert.

Doch trotz der finanziellen Unterstützung des AStAs (Allgemeine Studierendenausschuss) gibt es gleichzeitig Herausforderungen. Aufgrund von Mitgliederschwund sind neue Formate erstmal nicht in Planung. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Wenn es nicht genügend motivierte Leute gibt, fehlen uns die Kapazitäten, coole Sachen wie Workshops oder Gastinterviews anzubieten,“ erklärt Nadja.

Demnächst im SKF!

Trotz der Herausforderungen blickt der Studienkreis Film mit kreativen Ideen nach vorn. Durch Neuerscheinungen wie Nosferatu ist das Wesen des Vampirs wieder angesagt. Für das kommende Semester ist ein „Vampirmonat“ im Oktober geplant: Inklusive einer heiß erwarteten Vorstellung von New Moon – Biss zur Mittagstunde. „Letztes Semester haben wir den ersten Teil gezeigt. Das lief mega und war eine super Stimmung!“, erinnert sich Nadja.

Und 2026 steht ein besonderes Jubiläum an: 60 Jahre SKF. Das Jubiläum soll gefeiert werden, dies ist aber noch in der Planungsphase.

Auf die Frage, welcher Film den SKF am besten zusammenfasse, antworten beide Mitglieder lachend: „Der SKF ist ein Filmfestival, denn es gibt keinen einzelnen Film, der uns beschreiben kann. Jeder einzelne Film wird gefeiert.“

Interessiert, Mitglied zu werden oder ein Praktikum zu absolvieren?
Dann könnt ihr dienstags und donnerstags ab 17 Uhr im Raum NB 03/57 vorbeischauen.

https://www.skf-kino.de

Instagram: @studienkreisfilm