Ein Feature von Tilman Voß || Titelbild: Tilman Voß
Im Lied „Bochum“, einer Hymne an seine Heimatstadt hat Herbert Grönemeyer auch den VfL Bochum verewigt. Seit 175 Jahren ist Bochum die Heimstätte des VfL und das wird in diesem Jahr ausgiebig gefeiert. Doch er und seine Fans feiern das Jubiläum nicht allein – die Ruhr-Universität Bochum (RUB) feiert mit: Eine halbjährige Ausstellung im Foyer der Fakultät für Sportwissenschaft widmet sich der traditionsreichen Geschichte des Vereins. Doch die Verbindung zwischen VfL und der RUB geht weit über diese Jubiläumsausstellung hinaus – sie besteht bereits seit vielen Jahren.
Eine Partnerschaft mit Tradition
Die Zusammenarbeit der Fakultät für Sportwissenschaft der RUB mit dem VfL Bochum existiert in den verschiedensten Bereichen. Dazu gehören Sportmedizin, Sportwissenschaft und Nachwuchsförderung. Besonders hervorzuheben ist die Kooperation im Bereich der Sportmedizin
und Sporternährung, bei der regelmäßig Gesundheitsuntersuchungen des Profi-Kaders durchgeführt werden. Diese Partnerschaft lässt sich treffend als Win-Win-Situation beschreiben: Sie ermöglicht den Spielern eine erstklassige sportmedizinische Betreuung auf höchstem Niveau, während gleichzeitig wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden, die wiederum in die Forschung der RUB einfließen können.
Auch auf sozialer Ebene engagieren sich beide Institutionen gemeinsam: Das Projekt Blau- Weißer Bewegungsraum unterstützt Kinder und Jugendliche in Kitas, Grundschulen und weiterführenden Schulen bei der sportlichen Aktivität. Das kostenlose und sportartenübergreifende Bewegungsangebot verfolgt das Ziel, Kinder und Jugendliche bei der Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und sie für einen gesunden Lebensstil zu motivieren. Hier zeigt sich, wie Sport, Wissenschaft und Soziales Hand in Hand gehen, um den Nachwuchs zu fördern und Bewegung als festen Bestandteil des Alltags zu etablieren.
Karrierewege zwischen RUB und VfL
Die enge Kooperation zeigt sich auch in den Karrieren zahlreicher Absolventinnen und Absolventen der RUB, die mittlerweile Schlüsselpositionen beim VfL Bochum bekleiden. So arbeiten beispielsweise der Betreuer der Profimannschaft im Bereich Ernährungsberatung und Athletiktraining, die Teamleiterin für Sportpsychologie im Talentwerk sowie die Sportliche Leiterin der VfL-Frauenabteilung in wichtigen Positionen innerhalb des Vereins.
Die RUB liefert damit nicht nur wissenschaftliche Expertise, sondern auch bestens ausgebildete Fachkräfte für den Sportbetrieb.

VfL-Kapitän Anthony „Toto“ Losilla (links) bei der Gesundheitsuntersuchung an der Fakultät für Sport- wissenschaft. Foto: Kilian Kimmeskamp
Sportpsychologische Betreuung des Nachwuchses
Ein weiteres Beispiel für die langjährige Zusammenarbeit ist die sportpsychologische Betreuung des Talentwerks (Jugendabteilung des VfL) durch die RUB. Auf Grundlage ihrer wissenschaftlichen Expertise setzt sich die Fakultät dafür ein, die Herausforderungen des Karrierewegs der Jugendspieler des VFL – oft geprägt von Leistungsdruck, Konkurrenz und psychischer Belastung – durch gezielte psychologische Unterstützung abzumildern und negativen Folgen entgegenzuwirken.
Sportpsychologin Annika Hof zum Berge war bereits drei Jahre im Talentwerk tätig, bevor sie am 1. Juli 2022 als hauptamtliche Mitarbeiterin in den Verein wechselte. Sie betont: „Kontinuität ist der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.“ Junge Spieler seien auf feste Bezugspersonen angewiesen, die sie auf ihrem persönlichen und sportlichen Weg begleiten und unterstützen.
Ihre Kollegin Asja Kiel, ebenfalls Teil des Stabs für Sportpsychologie des Talentwerks, freut sich darauf, diesen Weg fortzusetzen: „Ich möchte mit den Jungs arbeiten, sie sportpsychologisch begleiten und einfach Teil des Teams sein.“ Ihr gemeinsames Ziel ist es, sowohl Spieler als auch Trainer optimal in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Prof. Dr. Michael Kellmann, Leiter des Lehr- und Forschungsbereichs Sportpsychologie, bleibt weiterhin als Berater involviert und hebt die Bedeutung dieser langjährigen Kooperation hervor: „Wir werden eine gute Zusammenarbeit weiterführen – mit einer personellen Aufstockung.“

Die Ausstellung: Ein Blick auf 175 Jahre VfL Bochum
Anlässlich des 175-jährigen Vereinsbestehens hat die Fakul- tät für Sportwissenschaft in Zusammenarbeit mit dem VfL Bochum, dem leidenschaftlichen Fan Bernd Kreienbaum, Dr. Henry Wahlig vom Deutschen Fußballmuseum und Prof. Dr. Andreas Luh vom Bereich Sportgeschichte & Sportsozi- ologie die Ausstellung 175 Jahre Bochum – Tradition, Leidenschaft, Sportwissenschaft organisiert.
Die Ausstellung zeigt die historische Entwicklung des VfL Bo- chum in fünf Abschnitten:
- Die Ursprünge der Gründervereine im 19. Jahrhundert
- Der Zusammenschluss zum VfL Bochum unter dem NS-Regime (1938)
- Die Entwicklung des Vereins bis zum Bundesliga-Aufstieg (1971)
- Die Ära der „Unabsteigbaren“ mit dem UEFA-Cup-Triumph (1997)
- Die aktuelle Situation als „Fahrstuhlmannschaft“
Die Ausstellungsstücke erzählen die Geschichte des VFL von seinen Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. So wird beispielsweise ein original getragener Fußballschuh des Stürmers Hans Walitza ausgestellt, der mit seinem ausgeprägten Torriecher maßgeblich am ersten Bundesligaaufstieg des Vereins 1971 beteiligt war.
Jede der drei Vitrinen, auf die die Exponate verteilt sind, ist mit einem QR-Code versehen, der direkt zu einer Webseite führt, auf der die Inhalte und Ausstellungsstücke ausführlich er- klärt werden. Deshalb empfiehlt es sich, ein Handy zur Ausstellung mitzubringen.
Ein gemeinsamer Blick in die Zukunft
Die RUB und der VfL Bochum verbindet nicht nur eine lange Geschichte, sondern auch ein gemeinsamer Blick in die Zukunft. Die sportwissenschaftliche Forschung, Nachwuchsförde- rung und sportpsychologische Betreuung sind entscheidende Bausteine für die weitere Ent- wicklung des Vereins.
Und während in den Stadionrängen bei jedem Heimspiel Herbert Grönemeyers Hymne Bochum, ich komm aus dir! erklingt, wird auch an der RUB weiterhin aktiv an der sportlichen Zukunft des VfL Bochum mitgearbeitet. Die Partnerschaft zwischen Universität und Verein ist ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Verbindung von Wissenschaft, Praxis und Leidenschaft für den Sport.
Die liebevoll zusammengestellte Ausstellung im Foyer der Fakultät für Sportwissenschaft der RUB (Adresse: Gesundheitscampus-Nord 10, 44801 Bochum) läuft noch bis Mitte Juni 2025 und wartet nur darauf von Ihnen besucht zu werden. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Frei- tag von 8 bis 18:30 Uhr; Der Eintritt ist frei!