Gemeinsam das Studium meistern – Inklusion im Unialltag mit dem Berufsfeldpraktikum: Persönliche Assistenz

Autorin: Lisa Amberg

Ein Buch in der Bibliothek ausleihen, eine spannende Info in der Vorlesung mitschreiben oder einfach kurz von der Bahnstation zum Seminarraum sprinten… Alltägliche Situationen, die jeder Studierende kennt. Jedoch gibt es auch Menschen, die diese Aufgaben vor Herausforderungen stellen. Claudia Imhoff ist im Beratungszentrum zur Inklusion Behinderter (BZI) als Inklusionsberaterin tätig und ist dort für das „Berufsfeldpraktikum: Persönliche Assistenz“ verantwortlich. Das Programm zielt darauf ab, Studierenden mit Beeinträchtigungen oder chronischen Krankheiten im Uni-Alltag unter die Arme zu greifen.

Das Beratungszentrum zur Inklusion Behinderter befindet sich im Erdgeschoss des Studierendenhauses // Foto: Lisa Amberg

Vor Ort anpacken

Dieses Berufsfeldpraktikum zielt darauf ab, die Bedürfnisse der Betroffenen kennenzulernen, darauf einzugehen und gemeinsam die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Dabei können die Aufgaben so individuell sein, wie die Studierenden selbst. Das Mitschreiben von Notizen in den Vorlesungen, das Anreichen des Tabletts in der Mensa, oder die Hilfe bei der Literaturrecherche in der Bibliothek – all das können Aufgaben einer Studienassistenz sein. Für Menschen im Rollstuhl bringt oft schon der Weg zu den Seminarräumen Schwierigkeiten mit sich, die es zu lösen gilt. Claudia Imhoff berichtet: „Als jetzt die U-Bahn ausgefallen ist, war es ein absolutes Chaos! Für Studierende im Rollstuhl war es teilweise gar nicht möglich, zu den Prüfungen zu kommen. Beim Zugang über die Busse war der Aufzug kaputt.“

Claudia Imhoff ist seit 2021 beim Beratungszentrum zur Inklusion Behinderter tätig // Foto: Lisa Amberg

Wie läuft es ab?

Der Ablauf des Berufsfeldpraktikums gliedert sich in einen Einführungsworkshop und eine circa vier Wochen umfassende Assistenzphase im Semester. Der Workshop zielt zunächst darauf ab, den Teilnehmern einen umfangreichen Einblick in das Thema und die möglichen Aufgabenfelder zu geben. Für Claudia Imhoff gehe es darum: „dass man einfach zusammenkommt, sich kennenlernt und auch Fragen gestellt werden können.“ Die darauffolgende Praxisphase findet während des Semesters statt und wird individuell mit den betroffenen Studierenden abgesprochen und geplant. Dazu werden die Einsatzorte abgeklärt, gemeinsam Termine vereinbart und Teams gebildet. „Die Tandems können sich kennenlernen und laufen dann relativ frei los.“, so Imhoff.

Also ich habe ein sehr, sehr schönes Beispiel: Vor zwei Semestern ist ein Tandem gestartet. Und aus diesem Team ist ein erfolgreiches Praktikum hervorgegangen und auch eine Freundschaft. Die beiden starten jetzt gemeinsam schon in den Master. Es ist schön, wenn dann beide Seiten was davon haben. – Claudia Imhoff, über erfolgreiche Zusammenarbeit eines Tandems

Organisatorisches: Das Wichtigste auf einen Blick

Das erfolgreich abgeschlossene Praktikum wird mit 5 CP kreditiert und kann im Optionalbereich angerechnet werden. Neben der Assistenzarbeitszeit wird die Anfertigung eines drei- bis fünfseitigen Praktikumsberichts erwartet. Prüfungen sind keine vorgesehen. Grundsätzlich können Studierende aller Fächer an diesem Programm teilnehmen. Voraussetzungen sind zunächst gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift sowie ein offenes und freundliches Auftreten. Außerdem sind Flexibilität, Teamfähigkeit und Kritikfähigkeit besonders wichtig. Das Praktikum kann in die Profile Lehramt, Praxis, Freie Studien und Wissensvermittlung eingeordnet werden.
Es sind in jedem Semester fünf Praktikumsstellen verfügbar und das Angebot soll auch nicht ausgeweitet werden. Denn: Studierende mit einer Behinderung können erst mit Beginn des Studiums eine „offizielle“ Assistenz bei der Eingliederungshilfe beantragen und dies dauere mindestens zwei bis drei Monate. Das Praktikum dient also dazu, die Betroffenen in dieser Übergangsphase zu unterstützen. Claudia Imhoff erklärt: „Es soll diese Notsituation abdecken, diese Versorgungslücke. Aber, offiziell zuständig für eine dauerhafte und vor allem eine flächendeckende Assistenz ist die Eingliederungshilfe.“

Anmelden – so geht´s

Wen dieses Angebot anspricht, kann sich mit einem Lebenslauf und einem Anschreiben hier bewerben. Sollten Interessierte unsicher bezüglich ihrer Eignung sein, kkönnen sie sich beim Team der Beratungszentrums zur Inklusion Behinderter (BZI) des AKAFÖS melden und einen Termin vereinbaren. Weitere Infos und Hilfsangebote zu den Themen Barrierefreiheit, Inklusion und Studieren mit Behinderung gibt es hier.

Das Studierendenhaus ist leicht zu erreichen. Es liegt direkt neben dem Kultur Café, gegenüber der BIB // Foto: Lisa Amberg