Autorin: Emily Nothbaum | Titelbild: Emily Nothbaum
Wie ein kleiner vergrabener Schatz liegt die antike Kunstsammlung der Ruhr-Universität unter der Bibliothek, mitten im Herzen des Campus und ist doch für vorbeilaufende Menschen oft erst auf den zweiten Blick sichtbar. Dabei versteckt sich hinter der unauffälligen Tür gegenüber vom Audimax ein stiller Ort, fernab vom Trubel des Universitätsalltags, der eine Vielzahl antiker Kunst- und Alltagsgegenstände beherbergt – unter ihnen auch die Münzsammlung der Ruhr-Universität Bochum (RUB).
Die Münze als „Mini-Kunstobjekt“
Zwischen eindrucksvollen Büsten, antiken Waffen und wunderschöner Keramik findet man im Keller des Museums vier Vitrinen. In ihnen: Eine Auswahl aus der Münzsammlung der RUB, die einen Bestand von rund 3.400 Münzen umfasst.
Im Gegensatz zu den auffälligen, bunt bemalten Keramikstücken, die sich in den Vitrinen neben den Münzen präsentieren, offenbart sich die Faszination der kleinen Münzen erst dann, wenn man sich über die Vitrine beugt und durch die platzierte Lupe auf die Stücke blickt.
Wie in einem eigenständigen, isolierten Museum werden kleine, detaillierte Szenen und Porträts sichtbar, die ganz unterschiedliche Geschichten erzählen und die Menschen seit geraumer Zeit in ihren Bann ziehen, so der Althistoriker Dr. Karl-Ludwig Elvers, der für die Pflege der Sammlung verantwortlich ist: „Seit dem Aufkommen der bürgerlichen Sammlungen im späten 18. und besonders auch im 19. Jahrhundert spielt die antike Münze als Kunstobjekt und als Objekt der Anschauung eine ganz wesentliche Rolle, die gar nicht so sehr was mit ihrem historischen Kontext zu tun haben muss, sondern auch einfach damit, dass die Münze als Mini-Kunstobjekt eine immens große Wirkung entfaltet hat. Und die hat eigentlich bis heute angehalten“.
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Die Anfänge der Münzsammlung
Die Münzsammlung der Ruhr-Universität Bochum ist fast ebenso alt wie die Universität selbst. Schon 1966 stießen Bauarbeiter zwischen dem heutigen Gebäuden GB und GC auf den sogenannten Querenburger Schatz, der 123 spätmittelalterliche Münzen enthielt.
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Zudem kaufte die Universität 1966 die umfangreiche Sammlung antiker Münzen des Fuldaer Studienrates Dr. Karl Josef Welz, der seit 1924 leidenschaftlich antike Münzen sammelte, auf. Sie umfasst vor allem antike griechische, aber auch römische Münzen und hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Ruhr-Universität heute über eine sowohl zeitlich als auch geographisch außergewöhnlich breit gefächerte Sammlung verfügt, die ständig um weitere Stücke ergänzt wird. So besitzt die Universität Münzen von den Anfängen der Münzprägung bis in die Spätantike und aus dem gesamten Mittelmeerraum. Dr. Karl-Ludwig Elvers zufolge bietet die Sammlung ein „wirklich sehr schönes Anschauungsmaterial über die Vielfalt der griechischen Münzprägung überhaupt“. Dies sei für eine Universitätssammlung durchaus besonders.
Von der Archäologie zur Chemie. Die interdisziplinäre Erforschung von Münzen
Neben ihrem künstlerischen Wert sind Münzen auch für die Forschung von großem Interesse, denn sie erzählen uns über eine Vielzahl von Aspekten vergangener Zeiten. Die Bandbreite möglicher Untersuchungen ist dabei groß. Sie umfasst etwa die Analysen von den abgebildeten Herrscherporträts ebenso wie die Untersuchung von Produktionsbedingungen. Darüber hinaus können Münzen auf ihre innere Wertigkeit hin analysiert werden, um festzustellen, zu welchen Zeiten es zu Geldentwertungen kam oder wo die verwendeten Materialien gewonnen wurden. „Das können Sie natürlich nicht allein durch Anschauung, sondern da kommen dann auch, sehr stark in jüngster Zeit, naturwissenschaftliche Untersuchungen hinzu, die sich mit dem Metallgehalt beschäftigen“, sagt Herr Dr. Elvers. Die Forschung an Münzen ist also nicht allein auf Historiker*innen und Archäolog*innen beschränkt, sondern auch für diejenigen von Interesse, die sich für die Schnittstellen zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft begeistern.
Münzen selbst entdecken
Von Zeit zu Zeit werden die Münzen der Sammlung in der Lehre eingesetzt, spezielle Lehrveranstaltungen sind derzeit jedoch nicht geplant. Wer sich aber die RUB-Münzen genauer anschauen möchte, kann die antiken Kunstsammlungen von Montag bis Samstag kostenlos besuchen, oder, wenn man es lieber bequem von zu Hause aus bevorzugt, sich durch die elektronische Münzdatenbank der Universität klicken und die Vielfalt der dort digitalisierten Münzen bestaunen.
Und wer vor lauter Münzen gar nicht weiß, wo er anfangen soll, dem empfiehlt Herr Dr. Elvers, mit der Münzprägung des Augustus vor und nach seiner Alleinherrschaft zu beginnen, um das berühmte Porträt des Augustus kennen zu lernen.
Viel Spaß beim Entdecken!
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