„Viele kommen selbstbewusster und mutiger zurück“ – das Erasmus-Programm der RUB

Ein Erfahrungsbericht von Linda Veddermann | Titelbild: TheAndrasBarta

Neue Freundschaften, eine fremde Kultur und ein ungewohntes Umfeld: Ein Erasmus-Auslandssemester kann eine aufregende und einzigartige Erfahrung im Rahmen des Studiums, aber auch eine persönliche Herausforderung darstellen, über die viele Studierende nachdenken. Auch ich habe im vergangenen Winter diesen großen Schritt gewagt, der sich bisher als beste Entscheidung meines Lebens herausgestellt hat. Doch wie organisiert man den Weg ins Ausland eigentlich und welche Möglichkeiten bietet die RUB?

Von der Bewerbung bis ins Ausland

Jutta Schmid ist die stellvertretende Leitung im International Office der RUB und hat bereits selbst Auslandserfahrungen sammeln können. Für sie ist das Erasmus-Programm eine tolle Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, eine neue Perspektive zu erlangen und die Motivation zu gewinnen, „vom Leben mehr sehen zu wollen“. Häufige Herausforderungen, die ihr durch ihre Arbeit im International Office begegnen, zeigen sich meist in der Anfangssituation, hinsichtlich Unterkunft, sprachlicher Schwierigkeiten und dem Aufbau sozialer Kontakte. Dennoch bemerkt sie: „Viele kommen selbstbewusster und mutiger zurück“.

Die RUB verfügt international über mehrere hundert Partneruniversitäten – Jutta Schmid zufolge gehören Spanien, Frankreich und Italien zu den beliebtesten Zielländern. Da es fachbezogene Partnerschaften gibt, sollten sich Interessierte mindestens ein bis anderthalb Jahre im Voraus bei ihrem Fachbereich über ihre individuellen Möglichkeiten informieren und bewerben.

Zu den wichtigsten Dokumenten des Bewerbungsprozesses gehören:

  • der Erasmus-Stipendienantrag
  • das Online-Learning-Agreement (OLA)
  • das Grant-Agreement
  • die Teilnahme an einem Online-Sprachtest (OLS)

Im Learning-Agreement werden die Kurse, die im Ausland belegt werden sollen, festgehalten und von beiden Seiten bestätigt. Dabei ist es wichtig, mindestens 15 ECTS zu erreichen, um das Semester erfolgreich zu absolvieren und somit die zweite Rate des Stipendiums ausgezahlt zu bekommen. Der Erasmus-Aufenthalt wird finanziell durch das Erasmus-Programm der EU unterstützt. Studierende erhalten monatlich, abhängig von ihrer Wahl des Gastlandes, zwischen 490 und 600 Euro und müssen zudem keine Studiengebühren vor Ort zahlen. Es kann zusätzlich weitere finanzielle Förderungen wie beispielsweise Auslands-BAföG geben.

Zum Ende des Semesters wird sowohl ein Transcript of Records, in welchem die erbrachten Leistungen erfasst werden, benötigt, als auch eine Bestätigung des Aufenthaltes (Confirmation of Stay), was beides von der Gastuniversität ausgestellt wird. Darüber hinaus sollte abschließend ein Erfahrungsbericht geschrieben werden.

Fremde Stadt – Neue Heimat

Es ist Ende September 2023 und ich sitze nervös vor dem Campus der Universitat Rovira i Virgili in Tarragona. Kurz bevor meine ersten Uni-Kurse in der spanischen Hafenstadt beginnen, hinterfrage ich meine Entscheidung, diese Reise angetreten zu haben – ohne jemanden zu kennen, ein halbes Jahr in einem fremdsprachigen Land leben und zu studieren. Doch die Vorfreude auf die kommenden Monate und Erlebnisse überwiegt. Mein neues Leben in Spanien könnte kaum gegensätzlicher zu meinem Alltag in Bochum sein. Ich wohne in einem großen Haus voller Erasmus-Studierender, mitten in der Altstadt, fußläufig nur zehn Minuten vom Campus und Strand entfernt. Meine anfänglichen Zweifel verfliegen sofort, als ich schnell neue Freundschaften geschlossen und meine Kurse an der Uni besucht habe.

Als Medienwissenschafts-Studentin im dritten Semester belege ich hier, im Fachbereich der audiovisuellen Kommunikation, erstmals praxisorientierte Kurse, in denen ich viel über Fotografie und Design lerne und an eigenen Projekten arbeiten darf. Da Tarragona zu Katalonien gehört, wird neben meinen englischsprachigen Kursen auch einer auf Katalanisch angeboten. Dank regelmäßiger und kreativer Abgaben sowie der hilfsbereiten Dozent:innen stellt dieser Kurs für mich kein Problem dar.

Die Altstadt von Tarragona
Foto: Linda Veddermann
Die Universitat Rovira i Virgili in Tarragona ist eine der vielen Partneruniversitäten der RUB.
Foto: Linda Veddermann
 

Momente, die bleiben

Während in Deutschland der graue Winter einkehrt, laden die spanischen Temperaturen hier dazu ein, bis in den November hinein schwimmen zu gehen oder Beachvolleyball zu spielen. Gemeinsam mit meinen neu gewonnenen Freund:innen fahre ich oft ins nahegelegene Barcelona oder über ein langes Wochenende nach Ibiza. Wir nehmen zusätzlich an vielen Ausflügen teil, die von der Erasmus-Organisation vor Ort angeboten werden – von einer Wein-Verkostung in den Bergen bis hin zu einem Tagestrip ins Nachbarland Andorra. Trotz all der ereignisreichen Ausflüge und Aktivitäten schätze ich besonders die Abende mit meiner Freund:innengruppe, an denen wir bei einem Glas Sangria zusammensitzen, neue Kartenspiele lernen und uns über unsere individuellen Erfahrungen in Tarragona, aber auch aus der Heimat, austauschen.

Foto: Linda Veddermann

Im Laufe der Monate entdecke ich nicht nur eine neue Kultur, sondern auch neue Seiten an mir selbst. Durch das aktive Verlassen meiner Komfortzone lerne ich, für mich einzustehen, auf Menschen zuzugehen, aber auch, Zeit allein zu genießen.

Foto: Linda Veddermann

Ins kalte Wasser springen

Zurück in Bochum angekommen, bin ich mehr als dankbar, diese Möglichkeit durch die RUB erhalten zu haben und froh, dass ich meine Ängste überwinden konnte, auch wenn es nicht immer leicht war. Nicht nur im Rahmen des Studiums durfte ich neue Erkenntnisse sammeln, sondern konnte auch persönlich wachsen und Freundschaften mit Menschen aus ganz Europa schließen.

Den ersten Schritt ins Unbekannte zu wagen, mag herausfordernd sein, aber kann langfristig zu wertvollen Erfahrungen und unvergesslichen Erlebnissen führen.

Bei Interesse an einem Erasmus-Semester stehen Jutta Schmid und das Team des International Office sowie die fachspezifischen Erasmus-Koordinator:innen zur Verfügung. Wer sich weiter über das Erasmus-Programm der RUB informieren möchte, kann dafür die Erasmus-Website des International Office besuchen:
https://international.ruhr-uni-bochum.de/de/erasmus-studium-europa

Das International Office der RUB befindet sich im Studierenden-Service-Center (SSC), zwischen der Bibliothek und der Brücke Richtung Uni-Center und U35.
Foto: Linda Veddermann