eine Reportage von Yasmin Gaspar Rodrigues | Titelbild: Logo der FISU World University Games 2025 (Yasmin Gaspar Rodrigues)
In diesem Jahr fanden die World University Games Summer, früher Universiade, der Fédération Internationale du Sport Universitaire (FISU) nach 1989 erstmals wieder in Deutschland statt. Unter dem Motto „Sommer Cum Laude“ trafen sich über 7000 Sporttreibende aus 113 Ländern, unter ihnen auch elf Studierende der Ruhr-Universität Bochum, um sich in 18 Sportarten bei 234 Wettkämpfen zu messen. Bochum, eine der sechs Gastgeberstädte, war Austragungsort des Basketballs – in der Jahrhunderthalle – und der Leichtathletik im Lohrheidestadion. Und einen Tag war ich mittendrin.
An diesem Tag zeigte sich die Sonne erst später, brach aber schließlich mit ihrer Wärme durch die Wolken über dem Lohrheidestadion. Schon auf dem Weg zum Eingang machte die große Menschenmenge klar: Hier fand etwas Großes statt. In der Tat handelt es sich um den wichtigsten Wettbewerb im internationalen Studierendensport, der heute seinen zweiten Tag im Leichtathletik-Wettbewerb bestreitet. Vor dem Eingang zur Südtribüne vernehme ich regen Betrieb, aber kein Gedränge; von sportbegeisterten Erwachsenen, über Familien mit Kindern bis zu Mitstudienerden kommen die Massen in Wellen. Die Taschen werden kontrolliert, ein freundlicher Gruß, ein aufrichtiges Lächeln.
Im Stadion angekommen lud eine Freiwillige dazu ein, Fotos von dem rund drei Meter hohen Rhine-Ruhr-Logo zu machen – ein Angebot, das viele Besucher begeistert annahmen. Die Stimmung ist locker, beinahe familiär. Noch findet sich auf der Osttribüne reichlich Platz, denn das Programm des heutigen Sporttages dauert sechs Stunden.
Lasst die Spiele beginnen!
Kaum habe ich Platz genommen, beginnt der heutige Sporttag offiziell mit einer Medaillenvergabe: Ausgezeichnet werden die Gewinnerinnen des 10.000-Meter-Laufs, bei dem ein neuer FISU-Rekord aufgestellt wurde.
Und schon beginnen die Wettkämpfe, mehrere, die zeitgleich stattfinden; in der einen Minute wird gebannt auf die Rennstrecke geschaut, wo zunächst die Frauen, dann die Männer bei den Hürdenläufen ihr Bestes geben, in der nächsten sind die Blicke auf die Hammerwerfer*innen gerichtet. Vereinzelt hebt der Stadionsprecher einige Studierende hervor, wie den Ukrainer Mykhailo Kokhan, der bei den Olympischen Spielen letzten Sommer in Paris eine Bronzemedaille gewonnen hat, oder den Portugiesen Duarte Santos Fernandes, der im darauffolgenden Hürdenlauf-Halbfinale eine persönliche Bestleistung läuft.
Zwischen Snacks und Shirts
Offizielle Pausen gibt es keine. Wer eine braucht, schafft sie sich selbst und kann sich mit Essen und Erfrischungen aus dem Kiosk auf der Südtribüne stärken. Auf dem Weg komme ich an dem Merchandise-Stand vorbei, an dem sich Souvenirs aller Art erwerben lassen – von Pins und Stiften, über T-Shirts und Pullover zu Taschen und Jute-Beuteln kann hier jeder fündig werden.
Rausch der Begeisterung

Zurück auf den Rängen geht das Sportprogramm weiter. Besonders beeindruckend war der unbändige Sportgeist des Publikums: egal welche Nation, egal welche Platzierung – heute wird jeder gefeiert. Und noch einmal lauter bei entscheidenden Momenten: beim Drittversuch des Hochsprungs, wenn die Athlet*innen nochmal tief durchatmen, bei jedem letzten Läufer der 1500 Meter, der zwar den Anschluss, aber nicht seinen Willen verloren hat. Jeder wird mit Applaus ins Ziel getragen.
Trotz der Begeisterung für alle Nationalitäten ist der Heimvorteil der Deutschen hörbar; unter lautem Jubel wirft Merlin Hummel in der Qualifikation den Hammer am weitesten. Und das ganze Stadion beglückwünscht Jana Lakner der OTH Regensburg nicht nur zum Gewinn eines Halbfinales des 400-Meter-Laufs der Frauen, sondern singt ihr zum 25. Geburtstag ein Ständchen.
Im Herzen des Wettkampfs
Nach den spannenden Vorentscheidungen steuerte der Tag auf seine Höhepunkte zu: Am Abend fielen gleich mehrere Entscheidungen gleichzeitig. Zuerst begann das Kugelstoßen der Frauen. Leider ist meine Sicht von der Osttribüne nicht die beste. Es wird allmählich voller, und vereinzelnd kommt es zu Verstimmungen, wenn das ohnehin kleine Sichtfeld blockiert wird. Auch die Athleten und Athletinnen, die gekommen sind, um ihre Landsleute lautstark zu unterstützen, füllen die Ränge.
Während die Entscheidung im Kugelstoßen noch nicht gefallen ist, fängt der nächste Entscheidungswettkampf an: Das Weitsprung-Finale der Frauen, direkt vor der Osttribüne – mein persönliches Highlight des Tages, und der Wettkampf, auf den ich mich am meisten freue. Doch anstatt der zwölf qualifizierten Sportlerinnen stehen nur elf bereit: Die Studentin Samira Attermeyer, eine von elf Studierenden der Ruhr-Universität, fehlt. Es scheint sich dabei um eine offenbar kurzfristige Entscheidung zu handeln, denn auch die Stadionsprecherin scheint überrascht. Schade, denn ausgerechnet sie wollte ich als Medaillenhoffnung unserer Universität am meisten anfeuern.
Kaum hat das Finale im Weitsprung der Frauen angefangen, fällt der Startschuss im Finale des Diskuswurfs der Männer. Zeitgleich gehen die Vorentscheide in verschiedenen Laufdisziplinen an der Westtribüne weiter. An allen vier Enden des Lohrheidestadions ist Bewegung, und alles zur selben Zeit.
Goldene Stunde, goldenes Spiel
Die Stimmung auf der Osttribüne, die nun bis oben gefüllt ist, ist euphorisch. Jeder Wurf, Sprung und Lauf wird mit Raunen und Staunen begleitet. Highlight ist die dritte Runde des Weitsprung-Wettkampfes, bei der die später – in gleicher Reihenfolge – triumphierenden Athletinnen Agate de Sousa aus Portugal, die Chinesin Shiqi Xiong und die Kolumbianerin Natalia Linares Gonzales – mit persönlicher Bestleistung – nacheinander jeweils bis in die Nähe der 7-Meter-Linie springen.
Auch die anderen Entscheidungswettkämpfe bringen ihre Sieger*innen hervor. Vor allem beim Diskuswerfen der Männer wird es laut auf den Rängen; unter tobendem Applaus wird der deutsche Doppelsieg gefeiert, bei dem Mika Sosna aus Erfurt Gold und Steven Richter der TU Chemnitz Silber gewinnen.

Gemeinsam verlassen die Zuschauer*innen die Anlage, und am Ende bleibt mir nicht nur die Erinnerung an einen langen, sportlichen Tag, sondern das Gefühl, etwas Besonderes erlebt zu haben. Und wie schön es doch ist, dass gerade Bochum Gastgeber dieses besonderen Moments im internationalen Sport sein darf.
Für mehr Eindrücke:
Homepage der FISU
Homepage der World University Games Summer 2025
Überblickspost der RUB

