Im Rahmen des vielfältigen Angebots des Optionalbereichs wartet das englischsprachige Scholars at Risk Advocacy Seminar auf euch, in welchem ihr euch für gefährdete und zu Unrecht inhaftierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen weltweit einsetzen könnt. Das Modul steht unter der Schirmherrschaft des Rektors der RUB, Prof. Dr. Dr. h. c. Martin Paul. Das Interview habe ich mit Iris Vernekohl vom International Office geführt, die das Modul zusammen mit Prof. Dr. Markus Koller (Fakultät für Geschichtswissenschaften), PD Dr. Kristin Platt (Institut für Diaspora- und Genozidforschung) und Dr. Maximilian Schell (Evangelisch-Theologische Fakultät) betreut.
Welches Thema behandelt das Scholars at Risk Advocacy Seminar ?
In dem Seminar setzen sich Studierende und Nachwuchswissenschaftler*innen für zu Unrecht inhaftierte Wissenschaftler*innen aus anderen Ländern ein. Zu diesem Zweck entwickeln und organisieren sie eigenständig Menschenrechtskampagnen. In diesem Semester stehen bedrohte Wissenschaftler*innen im Fokus, die sich für Nachhaltigkeit engagieren, wie z. B. Niloufar Bayani aus dem Iran. Trotz ihrer Inhaftierung setzt sich Niloufar Bayani auch weiterhin intensiv für Umweltthemen ein. So hat sie erst kürzlich einen Kurs zum Thema Klimawandel für ihre Mitinsassinnen angeboten und aus dem Gefängnis heraus einen Appell an die iranische Regierung gerichtet, sich verstärkt für den Klima- und Umweltschutz im Iran einzusetzen. Darüber hinaus beschäftigen sich die Studierenden mit der Fragestellung, was Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung bedeuten und inwiefern Studierende und Nachwuchsforschende dazu beitragen können, diese – auf dem Campus des RUB und weltweit – zu schützen und zu fördern.
Wie kann man sich das Seminar in das Studium integrieren?
Das vierstündige Modul gehört zum Angebot des Optionalbereichs und richtet sich an Studierende aller Fachrichtungen. Auch im Rahmen des Zertifikatsstudiengangs des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung, in einigen Masterprogrammen und im RUB Research School-Zertifikat kann das Modul Eingang finden.
Was für Kampagnen entwickeln die Studierenden in dem Modul?
Die Studierenden entscheiden gemeinsam in welcher Form sie sich für gefährdete Forschende einsetzen möchten. Die Studierenden der vorangegangenen Scholars at Risk-Seminare haben beispielweise einen Baum im botanischen Garten der RUB gepflanzt: Eine seltene iranische Eiche, die für zu Unrecht inhaftierte und bedrohte Wissenschaftler*innen weltweit steht. Des Weiteren haben die Studierenden in der Goldkante in Bochum einen kulturellen Abend für Niloufar Bayani veranstaltet. Zu diesem Anlass haben sie mit lokalen Künstler*innen die Gedichte der Wissenschaftlerin vertont. Hinzu kommt eine Grußkartenaktion, bei der sie Briefe gestaltet und geschrieben haben, um der Familie von Niloufar Bayani ihr Mitgefühl und Unterstützung auszudrücken. Zu erwähnen ist auch der offene Brief an die Bundesministerin des Auswärtigen, Annalena Baerbock, in welchem die Studierenden sie dazu aufrufen, sich für die Aussetzung der Hinrichtung des Wissenschaftlers Ahmadreza Djalali einzusetzen. Durch diese Kampagnen leisten die Studierenden moralische Unterstützung und machen auf das Thema aufmerksam, damit inhaftierte Wissenschaftler*innen nicht in Vergessenheit geraten.
Gibt es die Möglichkeit sich mit anderen Scholar at Risk Seminaren weltweit auszutauschen und zu vernetzen?
Scholar at Risk Advocacy-Seminare gibt es nicht nur an der RUB, sondern auch an verschiedenen europäischen und nordamerikanischen Universitäten. Die Seminare werden in Zusammenarbeit mit dem Scholar at Risk Network in New York angeboten. Das Scholar at Risk Network setzt sich für die Unterstützung von gefährdeten Wissenschaftler*innen sowie für die Förderung der Wissenschaftsfreiheit und Menschenrechten ein. Die Studierenden des Seminars an der RUB haben dadurch die Möglichkeit, sich mit Studierenden anderer Seminare in Europa und Nordamerika auszutauschen und auch gemeinsam mit ihnen Menschenrechtskampanien auszuarbeiten.
Durch die hybride Durchführung des Seminars können auch Studierende an Partneruniversitäten teilnehmen und es entsteht die Möglichkeit, mit dem Scholar at Risk Network in Kontakt zu bleiben und sich mit Teilnehmenden aus der ganzen Welt auszutauschen. Durch dieses Netzwerk kann auch der Kontakt zu Studierenden anderer Universitäten aufgebaut werden, die nicht zu den Partneruniversitäten der RUB zählen, um sich mit ihnen für Wissenschaftler*innen einzusetzen. Ihr könnt internationale Erfahrungen sammeln, euch vernetzen und gesellschaftlich engagieren – auch dann, wenn ein Auslandsaufenthalt aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich sein sollte.
Interesse geweckt? Dann findet ihr hier weiterführende Informationen:
Modulsuche des Optionalbereichs
Student Advocacy Seminare von Scholars at Risk
Autorin: Clara Balling
Co-Autor: Jonas Bischke (Optionalbereich)