Ein Bericht von Louisa Fricke | Titelbild: Louisa Fricke
Die Parkhäuser der Ruhr-Universität Bochum sind vielen Studierenden bekannt – und sorgen oft für ein Gefühl des Unbehagens. Mangelnde Sauberkeit und verwinkelte Ecken erzeugen ein mulmiges Gefühl beim Betreten des Parkhauses. Besonders in den Abendstunden fühlen sich viele dort unwohl, wie auch eine Umfrage unter RUB-Studierenden zeigt.
Dunkel, unübersichtlich und unangenehm
Eine selbst durchgeführte Umfrage im Juli 2025 unter Studierenden zeigte, dass sich ein Großteil im Parkhaus nicht ausreichend geschützt fühlt. Kritikpunkte wie mangelnde Beleuchtung, unzureichende Reinigung oder das Fehlen sichtbarer Notrufpunkte kommen in den Antworten der Studierenden regelmäßig vor. Einige Befragte gaben sogar an, bestimmte Parkhäuser bewusst zu meiden, aus Sorge um ihre Sicherheit. Vor allem in dem großen unterirdischen Parkhaus P4-P8, welches sich in zentraler Lage der RUB befindet, herrscht eine „komische Atmosphäre“, berichten Studierende. Insbesondere Studentinnen fürchten sich vor sexueller Belästigung oder Übergriffen im Parkhaus, besonders nach Einbruch der Dunkelheit. Um sich wohler zu fühlen, fordern die Studierenden mehr Sauberkeit und verstärkte Sicherheitsmaßnahmen. Dazu gehört unter anderem eine erhöhte Präsenz des Sicherheitspersonals sowie Kameras, um das Geschehen in der Tiefgarage zu beobachten.
Ein Vorfall wird öffentlich
Ein Vorfall, der sich im Wintersemester 2023/24 abspielte, lenkte öffentliche Aufmerksamkeit auf die Problematik. In einem Parkhaus der Universität wurde die RUB-Studentin A. Broszio von einem Exhibitionisten belästigt. Im Rahmen eines Beitrags des WDR, der im Februar 2025 erschien, schildert die Betroffene die Tat. Auf der untersten Etage traf sie auf einen Mann, der sich vor ihr selbst befriedigte und sie dabei anlächelte. Er versperrte ihr den Ausgang, sodass Broszio ihn trotz ihres Schockzustandes zur Seite stoßen musste, um zu ihrem Auto zu fliehen. „Gott sei Dank ist mir körperlich nichts weiter passiert. Doch ich war tagelang schockiert und ängstlich„, berichtet sie der Journalistin S. Bader. Noch Monate später verarbeitet sie das Ereignis und parkt seitdem nicht mehr am Ort des Geschehens.
Im Dezember 2024 startete sie eine Petition mit der klaren Forderung nach mehr Sicherheitsmaßnahmen und einem sichtbaren Eingreifen der Universität. Die Petition stieß auf große Resonanz und wurde bis Juli 2025 von über 12.000 Menschen unterzeichnet. Doch hat sich seitdem etwas an der Sicherheitslage verbessert?
Der AStA fordert mehr Schutz
Der AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) ist die gewählte Vertretung der Studierendenschaft und ist somit eine der zentralen Anlaufstellen für jegliche Sorgen. „Die Umfrageergebnisse decken sich mit den Erfahrungen, die uns geschildert werden“, bestätigt der AStA auf Anfrage. So erhielten die Mitglieder regelmäßig Rückmeldungen über Angst und Frustration in Bezug auf mangelnde Sauberkeit und schlechte Beleuchtung bis hin zu konkreter Angst vor Übergriffen im zentralen Parkhaus der RUB. Der AStA fordert deshalb konkrete Maßnahmen. Dazu zählen eine bessere Beleuchtung, um sogenannte Angsträume zu reduzieren, eine erhöhte Präsenz von Sicherheitspersonal, regelmäßige Reinigungen sowie klar gekennzeichnete Notrufpunkte, die gut sichtbar und funktionsfähig sind.

Die Ruhr-Universität bemüht sich um Maßnahmen

Die RUB selbst betont hingegen, dass der Campus im Vergleich zu anderen öffentlichen Flächen als „relativ sicher“ gilt. Trotzdem sei der Campus kein Safe Space mit Sicherheitsgarantie, denn er ist schließlich ein offener Ort. „Deshalb ist es nicht möglich, den Campus abzuriegeln und zu verhindern, dass auch Menschen mit unguten Absichten ihren Weg zum Campus finden“, so das Dezernat Hochschulkommunikation.
Man nehme die Rückmeldungen aber ernst, heißt es weiter. Die Universität stehe im regelmäßigen Austausch mit der Polizei Bochum sowie mit Betroffenen. Maßnahmen wie ein Begleitschutz, der Wachdienst, Frauenparkplätze, das neue Parkhaus Ost und das Projekt „Unser Campus“, eine Kampagne gegen Sexismus an der RUB, sollen das Sicherheitsgefühl stärken. Zudem gibt es halbjährliche Begehungen, bei denen gezielt Angsträume identifiziert werden sollen.
Zwischen Anspruch und Realität
Dennoch zeigen die Rückmeldungen der Studierenden, dass es weiterhin deutliche Defizite gibt. Auch wenn Strukturen vorhanden sind, fühlen sich viele Personen auch im Alltag und ohne akuten Notfall nicht ausreichend geschützt.
Die Petition, die Umfrageergebnisse und die Rückmeldung des AStA zeigen deutlich, dass die Umsetzung geforderter Maßnahmen noch nicht erfolgt und das allgemeine Sicherheitsgefühl für viele Studierende weiterhin eingeschränkt ist. Die Frage bleibt, ob und wann sich die Situation in den Parkhäusern der RUB spürbar verbessern wird – oder ob das ungute Gefühl beim Gang durch die Tiefgarage ein fester Bestandteil des Studienalltags bleibt. Die RUB betont, dass sie kontinuierlich an der Verbesserung der Sicherheitsstrukturen arbeitet und Hinweise sowie Sorgen aus der Studierendenschaft ernst nimmt. Seit dem bekannt gewordenen Vorfall sind glücklicherweise keine weiteren gravierenden Vorkommnisse in einem Parkhaus registriert worden.

Hinweis: Anlaufstellen bei Unsicherheit oder Vorfällen
Bei Unsicherheitsgefühl oder Übergriffen auf dem Campus helfen folgende Stellen der RUB:
- Leitwarte/Wachdienst: 0234 32 23333 (rund um die Uhr erreichbar)
- Begleitservice der RUB: 0234 32 27001
- Gleichstellungsbüro: Gleichstellungsbuero@rub.de
- Psychologische Studienberatung: Peer Quartier/ 0234 32 22332 / psychberatung@ruhr-uni-bochum.de
- AStA der RUB: https://asta-bochum.de/
- Zentrale Website der Sicherheitsservices: https://services.ruhr-uni-bochum.de/de/sicherheit-auf-dem-campus

