Selbst reparieren statt neu kaufen – Die Fahrradwerkstatt an der RUB

Ein Bericht von Gracia Lea Barndt | Titelbild: Gracia Lea Barndt

Seit Juli 2020 steht Studierenden der Ruhr-Universität Bochum ein besonderes Angebot zur Verfügung: eine offene Fahrradwerkstatt, die von der Studierendenschaft getragen und vom AStA (Allgemeine Studierendenausschuss) unterstützt wird. Ziel der Werkstatt ist es, nachhaltige Mobilität zu fördern und Studierende zu befähigen, ihre Fahrräder kostengünstig selbst zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen oder teuer in Stand setzen zu lassen.

Vor allem in den Sommermonaten treffen sich am Nachmittag zahlreiche Studierende und Fahrradbegeisterte in der Werkstatt. Der Geräuschpegel aus klirrendem Werkzeug, das konzentrierte Arbeiten und die leise Musik im Hintergrund prägen die Atmosphäre. Die Stimmung ist entspannt, hilfsbereit und familiär – viele berichten, dass sie einfach „Spaß am Schrauben“ haben.

Die Fahrradwerkstatt (Foto: Gracia Barndt)
Blick nach draußen von der Fahrradwerkstatt aus (Foto: Gracia Barndt)

Wie alles begann

Initiiert wurde die Werkstatt von Kardo Kaldewey in Zusammenarbeit mit dem AStA. Schon früh stieß Benjamin Rohnke dazu und half dabei, die Idee zu einer dauerhaften Einrichtung auszubauen. Die Motivation war klar: Studierende mit geringem Budget sollten in die Lage versetzt werden, ihre Fahrräder selbst instand zu setzen, statt neue zu kaufen. Inspiration kam unter anderem von ähnlichen Projekten in Städten wie Bielefeld.

Das Team besteht heute überwiegend aus engagierten Studierenden mit technischem Verständnis, die auf Minijob-Basis arbeiten. Ihr Wissen haben sie sich oft durch jahrelange Erfahrung und persönliches Interesse angeeignet. Auch Praktikumsplätze sind möglich, wie das hier verlinkte Angebot für den Optionalbereich der Ruhr-Universität Bochum zeigt . Engagierte Helfer\*innen können zudem jederzeit einsteigen. „Ich hatte einfach Spaß am Schrauben und habe irgendwann selbst angefangen, andere anzuleiten. Zudem erlangt man sehr schnell das technische Know-how“, erzählt Seheil Hamidzaden Moghadam, der nun Teil des Teams der Fahrradwerkstatt ist.

Selbst schrauben statt Warten

Das Angebot richtet sich in erster Linie an Studierende, für die die Nutzung kostenlos ist. Auch externe Gäste sind willkommen, für sie wird jedoch eine kleine Nutzungspauschale erhoben. Es handelt sich nicht um eine klassische Auftragswerkstatt: Hier wird nicht für die Nutzer*innen gearbeitet, sondern unter fachkundiger Anleitung selbst repariert.

Vor Ort stehen Spezialwerkzeuge sowie günstige Ersatz- und Verschleißteile wie Schläuche, Ketten oder Bremsbeläge zur Verfügung. Auch gebrauchte Teile können gegen eine freiwillige Spende genutzt werden. Sachspenden werden gerne entgegengenommen. Da es sich nicht um einen kommerziellen Fahrradladen handelt, kann nicht garantiert werden, dass alle benötigten Teile vorhanden sind.

Die häufigsten Reparaturen betreffen Bremsen oder Bremsbeläge, und die Arbeitsschritte können auch ohne Vorkenntnisse mit Unterstützung des Teams schnell erlernt werden.

Werkzeuge der Fahrradwerkstatt (Foto: Gracia Barndt)

Die Werkstatt befindet sich im sogenannten „Glaskasten“ im Zentrum des Campus zwischen dem Gaming Hub und der Sparda-Bank. Geöffnet hat sie dienstags, mittwochs und donnerstags von 12 bis 18 Uhr. Vor allem zur Feierabendzeit und in den Sommermonaten ist der Andrang groß.

So geht es weiter – die Fahrradwerkstatt von morgen

Aktuell steht das Projekt vor einer weiteren großen Veränderung: Der „Glaskasten“ soll im Rahmen der Campusrenovierung abgerissen werden. Ein genauer Zeitpunkt steht noch nicht fest, weshalb das Team im engen Austausch mit dem Rektorat steht, um einen neuen Standort zu finden.

Philipp Krüger, Leiter sowohl des Repair Cafés als auch der Fahrradwerkstatt, wünscht sich langfristig den Aufbau eines umfassenden Zentrums für Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Dort könnten die Fahrradwerkstatt, das Repair Café sowie weitere ähnliche Angebote ein gemeinsames Zuhause finden. Allerdings sind derzeit sowohl die finanziellen Mittel als auch passende Räumlichkeiten begrenzt.

Bis dahin bleibt die Fahrradwerkstatt ein Ort der Selbsthilfe, an dem Studierende lernen, ihre Fahrräder selbst zu reparieren. Gleichzeitig stärkt die Werkstatt das gemeinschaftliche Miteinander auf dem Campus.

Für weitere Infos oder Anfragen: https://asta-bochum.de/fahrradwerkstatt/

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Rechtsextremismus an der RUB – Eine Bedrohung für die Vielfalt?

Kommentar von Julia A. Żeliszczak | Titelbild: Flaggen auf dem Campus (J. Żeliszczak)

Einbruch, rechtsextrem motivierter Vandalismus, brennende Pride-Flags – die erneuten Angriffe auf die queere Community Ende Juni dieses Jahres stießen auf große Bestürzung in der Studierendenschaft. Bei dem Vorfall seien Unbekannte in die Bibliothek des GA-Gebäudes der Ruhr-Uni eingedrungen und hätten dort unter anderem Bücher beschädigt und Plakate abgerissen. Vor dem Gebäude wurden die Rückstände einer verbrannten Regenbogen-Flagge hinterlassen. Es handelt sich um keinen Einzelfall.

Nach eigener Aussage der Universität kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Einbrüchen und politisch motiviertem Vandalismus, insbesondere gegen Einrichtungen wie die Antidiskriminierungsstelle, die sich unter anderem für feministische und queere Anliegen an der RUB einsetzen. Aufkleber und Schmierereien mit Parolen aus der rechtsextremen Szene sind mittlerweile traurige Realität auf dem Campus. Diese zunehmenden Vorfälle sind Teil eines größeren Problems, das sich bereits zu Beginn des Jahres in den Fokus rückte.

Student mit Verbindungen zur rechtsextremen Szene

Bereits zu Beginn des Jahres geriet die Ruhr-Universität ins Rampenlicht regionaler Schlagzeilen. Mit Aushängen auf dem Campus machte die Antifaschistische Linke auf die Verbindungen eines Lehramtsstudenten zur rechtsextremen Szene Dortmunds aufmerksam. Seine Studienfächer: Geschichte und Germanistik. Die Enthüllung sorgte für Entsetzen und eine hitzige Debatte über den Umgang mit Extremismus an Universitäten. Die offizielle Reaktion der Universität fiel jedoch verhalten aus. Die Prorektorin für Diversität, Inklusion und Talentförderung, Prof. Dr. Isolde Karle, betonte gegenüber der WAZ, dass alle relevanten Fälle dem Staatsschutz gemeldet würden. Eine Exmatrikulation sei jedoch bei bloß „mutmaßlichen Gesinnungen“ aufgrund rechtlicher Hürden ausgeschlossen.

Die zunehmenden Vorfälle werfen jedoch kritische Fragen auf: Kann die Universität, die sich als Reformuni versteht und sich stets als vielfältig, tolerant und diskriminierungsfrei präsentiert, ihr Versprechen von Diversität halten?

Kein Platz für Hass – Der Campus zeigt Haltung

Es wäre jedenfalls falsch, der Universität völlige Untätigkeit vorzuwerfen. Als Reaktion auf die rechtsextremen Angriffe Ende Juni fand am 9. Juli auf dem Campus eine Kundgebung statt, zu der etwa 1.000 Teilnehmende erschienen. „Rechtsextreme Ideologien, Hetze und Gewalt haben auf unserem Campus keinen Platz“, so der Rektor Prof. Dr. Martin Paul. In ihren Reden setzten er sowie Prorektorin Isolde Karle und der Vorsitzende des AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) Henry Hermann ein deutliches Zeichen gegen die rechtsextremen Einschüchterungsversuche.

Kundgebung vom 9. Juli | Bild von J. Żeliszczak
„Die Prorektorin für Diversität fragt…“ – Diversity Day 2025 | Bild von J. Żeliszczak

Zudem werden durch Anlaufstellen wie das Gleichstellungsbüro, die Antidiskriminierungsstelle oder das Autonome Schwulenreferat Räume geschaffen, in denen Vielfalt gelebt werden kann. Diese zeigten sich auch am 27. und 28. Mai beim diesjährigen Diversity Day, der den Themenschwerpunkt Rassismus trug. Seit 2022 feiert die RUB bei dieser jährlichen Veranstaltung ihre Vielfalt und bietet zahlreiche Vorlesungen und Workshops zum Thema Diversität an.

Diversität feiern reicht nicht – der Gender-Report deckt Lücken auf

Doch während der Campus im öffentlichen Auftreten Haltung gegen Hass und Diskriminierung zeigt, offenbart der neueste Gender-Report von 2022, dass bei der Gleichstellung der Geschlechter, einem zentralen Aspekt von Vielfalt, innerhalb der Universität noch Handlungsbedarf besteht. In den Naturwissenschaften sind Professorinnen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Nicht einmal jede fünfte Professur ist weiblich besetzt. Zudem verschlechterte sich die Lage beim Gender-Pay-Gap, und im NRW-weiten Gleichstellungsranking fiel die RUB von Platz 6 auf Platz 9 zurück. Die Daten sprechen eher gegen das Selbstbild einer progressiven Hochschule. Andere Zahlen hingegen deuten auf ein positiveres Gesamtbild: Das Rektorat besteht zu zwei Dritteln aus Frauen und der Senat ist mehrheitlich weiblich.

Es beginnt bei uns

All das zeigt: Der Wille zur Vielfalt ist da. Doch der Rechtsruck und andere gesellschaftliche Realitäten machen auch vor Hörsälen keinen Halt. Als Orte der Bildung, Reflexion und Gestaltung der Zukunft tragen Universitäten jedoch eine besondere Verantwortung, Haltung zu zeigen. Und letztlich liegt es auch an denen, die dort lernen und forschen – an den Studierenden. Vielfalt ist keine Selbstverständlichkeit. Sie muss immer wieder neu erkämpft, verteidigt und gelebt werden – auch an der Universität. Gerade dort.

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Jetzt mitmachen! Wettbewerb für studentische Initiativprojekte an der RUB

Studium und Lehre mitgestalten – das ist die Idee hinter dem Wettbewerb, für den ihr Euch ab jetzt bewerben könnt.
Gesucht werden kreative Ideen von Studierenden, die das Lernen, Lehren oder Campusleben an der RUB verbessern möchten. Egal ob digitale Tools, neue Lernformate, Campus-Events, Nachhaltigkeitsaktionen oder Austauschprojekte – was zählt, ist Engagement und der Wille, etwas zu bewegen.

Was gefördert wird

Gefördert werden Projekte von Studierenden, die dazu beitragen, Studium und Lehre an der RUB weiterzuentwickeln.
Die Themenfelder sind offen – im Mittelpunkt stehen Eigeninitiative, Zusammenarbeit und Innovation. Besonders willkommen sind Vorhaben, die neue Perspektiven für die Lehre eröffnen oder bestehende Strukturen kreativ und nachhaltig ergänzen. Erfolgreiche Projektideen erhalten nicht nur eine finanzielle Unterstützung für die Umsetzung. Während der Umsetzung profitierst Du von der Beratung und Mentoring durch erfahrene RUB-Akteur:innen sowie der Vernetzung mit anderen engagierten Studierenden und Projekten an der RUB und darüber hinaus.

Ideen für mehr Nachhaltigkeit in Studium und Lehre

Projektideen, die darauf zielen, Studium und Lehre nachhaltiger zu gestalten sind willkommen und können im Fall der Förderung und Umsetzung als Praxismodul für das RUB Zertifikat Nachhaltigkeit anerkannt werden. Für mehr Informationen zum Zertifikat folge einfach dem Link: https://zertifikat-n.blogs.rub.de

Du hast eine Idee? Jetzt mitmachen!

Studierende der RUB können sich bis zum 15. Dezember 2025 mit ihrer Projektidee bewerben. Ob allein oder im Team – entscheidend ist die Motivation, das Studium oder das Miteinander, den Alltag am Campus aktiv mitzugestalten.

Alle Informationen zum Wettbewerb und zur Antragstellung findest Du unter:

🔗 initiativprojekte.blogs.rub.de/wettbewerb

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