Die Brücke zwischen Theorie und Praxis – Ein Blick auf das 10 CP-Praktikum

Autorin: Laura Heuer

Die Vorlesungssäle der Universität sind geleert, die Bücher zugeklappt und die theoretischen Diskussionen pausieren für einen Moment. Außerhalb dieser akademischen Welt beginnt für viele Studierende ein Abenteuer, das ihre Zukunft maßgeblich prägen wird: das 10 CP-Praktikum. Das Ende des Studiums ist eine spannende Phase, in der Theorie auf Praxis trifft, in der wir Studierende die Gelegenheit erhalten, das Gelernte in die Tat umzusetzen. Vielleicht spüren wir zum ersten Mal, was es bedeutet, in einem Berufsfeld Fuß zu fassen.

Foto: Laura Heuer

Warum ein 10 CP-Praktikum?

Astrid Steger, die Leiterin der Geschäftsstelle des Optionalbereichs, rät zu einem 10 CP-Praktikum im Rahmen des Bachelorstudiums. Der Bachelor sei ein berufsqualifizierender Abschluss, der die Frage aufwirft: „Was mache ich nach der Uni?“. Ein Praktikum ermöglicht es Studierenden, diese Frage zu erkunden, indem sie praktische Erfahrungen sammeln und dabei ihre Kompetenzen und mögliche berufliche Wege abstecken. Es dient nicht nur dazu, die eigene Berufsvorstellung zu schärfen, sondern bietet auch den Vorteil, sich in einem geschützten Rahmen auszuprobieren und parallel 10 CP zu erwerben. Darüber hinaus ist die Praxiserfahrung ein entscheidender Faktor bei der späteren Jobsuche.

Astrid Steger, Leiterin der Geschäftstelle des Optionalbereichs // Foto: Jonas Bischke

So findest Du Deinen Praktikumsplatz

Eigeninitiative ist gefragt, um den passenden Ort für praktische Erfahrung zu finden. Dies bedeutet, selbst aktiv zu werden, Möglichkeiten zu recherchieren und Entscheidungen zu treffen. Die Universität steht Studierenden dabei unterstützend zur Seite. Die Praktikumsbeauftragten der Fakultäten begleiten Studierende bei ihrer Suche und stehen ebenso wie die Mitarbeitenden des Optionalbereichs bereit für Beratungsgespräche, um Studierenden den Weg zu erleichtern. Darüber hinaus hat die RUB einen Career Service, der individuelle Beratungen, Workshops und Kurse anbietet, die auf den Berufseinstieg vorbereiten. Externe Jobbörsen bieten außerdem einen umfangreichen Überblick über verschiedenste Berufsfelder und Praktikumsangebote.

So erhältst Du Deine 10 CP

Die Anerkennung eines Praktikums hängt von verschiedenen Kriterien ab. Vor allem der Fachbezug und die Qualität der Praktikumsstelle sind entscheidend. Die Beurteilung der potenziellen Praktikumsstelle übernehmen die Praktikumsbeauftragten des Optionalbereichs in den Fakultäten und Fächern. Ausschlaggebend für die Anerkennung und Kreditierung sind außerdem ein Abschlussbericht und das Zeugnis der Praktikumsstelle. Während 5CP-Praktika in der Regel kürzer und mit verpflichtenden Begleitveranstaltungen stärker an die universitären Strukturen angebunden sind, bieten 10CP-Praktika eine längere, intensivere Berufserfahrung und sind stärker auf die Eigenständigkeit und individuelle berufliche Orientierung der Studierenden ausgerichtet. Nachzulesen sind die wichtigsten Voraussetzungen und Informationen im Profilhandbuch des Optionalbereichs.

Deine Herausforderungen und Kompetenzen

Frau Steger weist auf die Herausforderungen hin, die Praktika mit sich bringen können: Sich mit realen Arbeitsbedingungen auseinanderzusetzen, bedeutet unter anderem, Zuverlässigkeit und professionelle Umgangsformen unter Beweis zu stellen. Diese Erfahrungen sind wertvoll, um auf den Berufseinstieg vorbereitet zu sein und wichtige überfachliche Kompetenzen zu erwerben.

Integration in Dein Studium

Ein 10 CP-Praktikum lässt sich flexibel in den Studienverlauf integrieren. Frau Steger empfiehlt, es nach dem dritten oder vierten Semester zu absolvieren, wenn Studierende bereits grundlegende Kompetenzen erworben und noch genügend Zeit haben, um eventuell fehlende Fähigkeiten im Studienverlauf zu ergänzen. Die vorgegebenen sechs Wochen (240 Stunden) des Praktikums lassen sich in Vollzeit, Teilzeit oder einer Kombination aus beidem absolvieren und flexibel an die individuellen Lebensumstände anpassen.

Abschließend

Das 10 CP-Praktikum ist eine wertvolle Erfahrung, in der nicht nur theoretisches Wissen angewendet, sondern auch persönliches Wachstum gefördert wird. Es dient als Brücke zwischen der akademischen Welt und der Berufswelt: Es ermöglicht Studierenden, eine berufliche Richtung einzuschlagen und stärkt ihr Selbstvertrauen. Wie Frau Steger betont, ist es eine Chance, sich zu erproben, neue Wege zu erkunden und vielleicht sogar die Weichen für die eigene Zukunft zu stellen.

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Fremdsprachen an der RUB lernen, leben und bewahren – das ZFA

Autorin: Anna Zeller

Sich auf ein Auslandsemester in Spanien vorbereiten, eine*n Tandempartner*in zum Schwedischsprechen finden oder „einfach mal so“ Koreanisch lernen: Das sind nur einige der vielen Möglichkeiten, die das Zentrum für Fremdsprachenausbildung (ZFA) Studierenden der RUB bietet.

Wer in der Schule eine Fremdsprache gelernt hat, weiß wie schnell die Kenntnisse verloren gehen können, wenn sie nicht genutzt werden. „Dabei kann es gerade im Studium eine unglaubliche Bereicherung sein, auch mal zum Beispiel etwas auf Niederländisch recherchieren zu können“, sagt Dr. Nicola Heimann-Bernoussi. Sie arbeitet am ZFA, seit die Einrichtung 2006 eröffnet wurde.

Das ZFA bietet zahlreiche Fremdsprachenkurse kostenlos an. Insgesamt können RUB-Studierende dort 14 moderne Fremdsprachen lernen, unter anderem Arabisch, Chinesisch oder Französisch. Dazu kommt noch der Bereich „Deutsch als Fremdsprache“. Neben Sprachkursen für unterschiedliche Niveaustufen bietet das ZFA auch Fachsprachenkurse an, wie etwa Englisch für Studierende der Medizin.

Sprachkurse im Optionalbereich

Studierende, die das tun möchten, können sich pro Kurs 5 Credit Points kreditieren lassen. „Wer eine Sprache neu lernt, muss allerdings die ersten beiden Niveaustufen der Sprache, das sogenannte Basismodul, absolvieren, um diese im Optionalbereich kreditieren lassen zu können – bekommt dann dafür aber auch 10 CP“, erklärt Dr. Nicola Heimann-Bernoussi.

Die Angebote des ZFAs, die im Optionalbereich angeboten werden, findet man in der Modulsuche. Besondere fachliche Regelungen, z. B. ob man auch Sprachmodule wählen darf in einer Sprache, die man im Rahmen eines Faches studiert, kann man im Profilhandbuch nachlesen oder in der Geschäftsstelle des Optionalbereichs erfragen.  

ZFA // Foto: Anna Zeller

Tandem-Projektarbeit: Wandbild von Studierenden aus La Réunion (Frankreich) und RUB-Studierenden // Foto: Anna Zeller

Welcher Kurs ist der richtige?

Um das herauszufinden, können Studierende die Sprachenwahlberatung des ZFAs in Anspruch nehmen. Wer bereits Vorkenntnisse in einer Sprache hat und diese weiter vertiefen möchte, muss vorher einen Online-Einstufungstest machen, damit man auf dem richtigen Niveau weiterlernt. „So vermeidet man, dass man sich später nicht im Modul langweilt oder überfordert ist“, so Dr. Nicola Heimann-Bernoussi. Die Sprachangebote lassen sich über eCampus wählen. Abhängig vom jeweiligen Niveau und der Sprache wird der gleiche Kurs teils mehrmals zu unterschiedlichen Zeiten angeboten.

Sprachen lernen und neue Leute kennenlernen – im Tandem!

Das ZFA vermittelt auch Tandempartner*innen. Wer jemanden sucht, um außerhalb eines Moduls die Sprachkenntnisse anzuwenden, dem hilft das ZFA dabei, ein sogenanntes Individualtandem zu finden.

Darüber hinaus organisiert das ZFA Gruppentandems. Dafür kommen Studierende aus dem Ausland für einen gewissen Zeitraum nach Deutschland oder RUB-Studierende besuchen die jeweilige Partneruniversität. Es wird zusammen gelernt, an gemeinsamen Projekten gearbeitet und teilweise entstehen neue Freundschaften. Das ZFA organisiert unter anderem spanische, niederländische, französische und russische Gruppentandems.

Auch Individual- oder Gruppentandems gehören zum Modulangebot des Optionalbereichs.

Abwechslung gesucht? Das ist im Sommersemester 2024 neu am ZFA

„Quasi jedes Semester gibt es neue Module“, erzählt Dr. Nicola Heimann-Bernoussi. So auch im Sommersemester 2024: Dann starten vier neue Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit – auf Englisch, Französisch, Spanisch und Schwedisch. Durch die passende Kombination mit anderen Veranstaltungen können Studierende das Zertifikat Nachhaltigkeit erlangen.

Neu ist außerdem das Sprachassistent*innen-Programm. Dabei können (internationale) RUB-Studierende die Arbeit am ZFA genauer kennenlernen und zum Beispiel in einem Modul assistieren. Ein kleiner Blick hinter die Kulissen des ZFAs – der sich im Optionalbereich mit 5 oder 10 CP kreditieren lässt.

Weitere Informationen zu den Kursen und Programmen gibt es auf der Website des ZFAs.

Der Eingang zum ZFA (im 2. OG) befindet sich neben dem Kulturcafé // Foto: Anna Zeller

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„Die Welt der Gehörlosen“ — Gebärdensprache lernen und verstehen

Beitrag von Jan-Niklas Dalley

Weltweit gibt es über 130 verschiedene Gebärdensprachen und mehr als 20.000 Gebärden. Hinzu kommen regionale Dialekte, welche die Kommunikation erschweren können. Da fällt der Einstieg schwer. Das Modul „Einführung in die Gebärdensprache und die Welt der Gehörlosen“, das im Optionalbereich angeboten wird, soll Abhilfe schaffen. Es werden erste Grundlagen der Deutschen Gebärdensprache (DGS) vermittelt.

„Gebärdensprache an für sich ist einfach, es wird nur schlecht unterrichtet“, meint der Lehrbeauftragte Peter Pawelzig, der das Angebot an der RUB betreut. Er selbst ist mit gehörlosen Eltern aufgewachsen und musste sich bereits im frühen Kindesalter mit Gebärden verständigen. „Das ist meine Muttersprache“, erklärt Peter Pawelzig. In vielen Kursen hätten es Sprachinteressierte schwer, da vor allem zu Beginn kompliziert unterrichtet werde. Er behauptet: „Wir unterhalten uns zwei Stunden über Gebärdensprache — die Betonung liegt auf, wir unterhalten uns — dann kannst du Gebärdensprache, ohne, dass ich dir Gebärden gezeigt habe. Du gebärdest, ohne es zu wissen.“ Bei Tierbegriffen oder Wörtern wie Essen und Trinken lassen sich Gesten schnell selbst erschließen, da diese sehr einfach gehalten sind. Viele weitere sind sofort erkennbar. Die Sprache ist in vielen Fällen selbsterklärend: „Wenn man sich bewusst macht, dass das Gebärdensprache ist, dann lernt man Gebärdensprache anders.“

Viele Gebärden sind auf Anhieb zu erkennen: „Das Schwein.“ // GIF: Dalley
„Die Robbe.“ // GIF: Dalley

Mehr als „eine“ Sprache

Erst im Jahr 2002 wurde die Gebärdensprache als offizielle Sprache in Deutschland anerkannt. Zudem gibt es in Europa verschiedene Gebärdensprachen, die artverwandt sind. Die Deutsche Gebärdensprache, die auch in Belgien und Luxemburg „gesprochen“ wird, deckt sich in einigen Teilen mit der Hebräischen. Regional können sich Gesten ähneln, jedoch komplett unterschiedliche Begriffe abbilden. Die Geste für „Kinder“ und die Geste, die häufig in Bayern für „Ich fühle mich unwohl“ verwendet wird, gleichen sich stark. Daher ist ein Ziel des Moduls, ein erstes Gefühl für die Sprache und ihre Besonderheiten zu entwickeln.

„Alles, was im Modul passiert, bleibt auch im Modul.“

Eine Sache war dem Sozialpädagogen besonders wichtig: „Alles, was im Modul passiert, bleibt auch im Modul“, sagt Herr Pawelzig. Denn nur so würden sich die Studierenden schneller öffnen und sich mehr zutrauen. Das Angebot soll in erster Linie Spaß an der Gebärdensprache bringen. Das wird an den Prüfungsleitungen deutlich, die im zweisemestrigen Modul erbracht werden müssen. Neben einem Referat steht ein künstlerischer Vortrag auf dem Prüfungsplan — beides natürlich in Gebärdensprache. Thematisch haben die Studierenden freie Hand. So bekamen die Studierenden bei den vergangenen Prüfungen Lieder vorgeführt und realisierten Märchenerzählungen. Zudem müssen pro Semester acht Sitzungsprotokolle angefertigt werden.

Probleme und Alltagshürden von Gehörlosen

Im Rahmen des Moduls im Optionalbereich soll auch ein Gefühl für die Behinderung vermittelt werden. Sich bei einer Unterhaltung mit einem gehörlosen Menschen wegzudrehen, stört die Kommunikation massiv, da Gesten schwieriger wahrzunehmen sind — ein deutlicher Unterschied zum lautsprachlichen Gespräch, wo die Kommunikation weniger stark beeinflusst wird. „Man lernt, auf die Kleinigkeiten zu achten.“ Dadurch werden die allgemeinen Kommunikationsfähigkeiten verbessert.

Alle sollen sich im Modul selbst ein Bild davon machen, wie es ist, gehörlos zu sein. Pawelzig erzählt: „Mein Vater hat immer gesagt: Das ist die vergessene oder verlorene Behinderung. Jemand, der im Rollstuhl sitzt, das sieht man. Jemand, der geistig behindert ist, das merkt man recht schnell.“ Die erschwerte Kommunikation mit Gehörlosen falle hingegen nicht direkt auf. Neben der Geschichte der Gebärdensprache wird während des Moduls auch auf Hürden des Alltags eingegangen. „Gehörlose haben inzwischen einen Anspruch auf einen Behördendolmetscher. Aber wenn du keinen bekommst, da zu wenige da sind, wie willst du den Anspruch durchsetzen?“

Herr Pawelzig hat sich zum Ziel gesetzt, bei den Studierenden Interesse am Gebärden zu wecken. Wie das gelingt, weiß er genau: „Das Wichtigste ist, dass jeder Spaß hat.“ Informationen und Modalitäten zu diesem Modulangebot des Optionalbereichs gibt es hier.

Beim Dozenten steigt die Vorfreude auf den Kurs: „Herzlich Willkommen. Ich freue mich, dass du da bist.“ // GIF: Dalley

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